2018

Übersicht der Sprecher und Themen:

  • Prof. Dr. Ulrich Schraermeyer, Universität Tübingen: Therapie gegen die altersbedingte Makuladegeneration
  • Dr. Christina Holzapfel, Technische Universität München: Die Geschmäcker sind verschieden
  • PD Dr. Dietmar Krautwurst, Leibniz-Institut für Lebensmittel-Systembiologie: Wie beeinflusst der Geruch unsere persönliche Wahrnehmung von Lebensmitteln?
  • Dr. Corinna Dawid, Technische Universität München: Guter Geschmack aus dem Reagenzglas

 

Yoga, Achtsamkeitsübungen und eine gesunde, ausgewogene Ernährung sind gesellschaftlich im Trend und ein fester Bestandteil vieler Medienformate. Doch welche Bedeutungen haben die Lebenswissenschaften bei der Erforschung unserer Sinne und der Entwicklung von Therapien?

Der von der Promega GmbH am 15. November organisierte 16. Journalisten-Workshop lud Journalisten zu einem gemeinsamen Austausch mit vier Spezialisten der Lebensmittelforschung und Augenheilkunde nach Mannheim ein. Unabhängig und in klarer Sprache erfuhren Pressevertreter regionaler Tageszeitungen sowie freie Wissenschaftsjournalisten mehr über die tägliche Arbeit der Wissenschaftler und hatten anschließend die Möglichkeit, sich zu den Themen mit den Referenten auszutauschen.

Den Beginn machte Prof. Dr. Ulrich Schraermeyer, Leiter der Sektion für Experimentelle Vitreoretinale Chirurgie an der Tübinger Universitäts-Augenklinik und Mitgründer der Katairo GmbH mit Therapiemöglichkeiten der altersbedingten Makuladegeneration (AMD), der häufigsten Ursache für Blindheit der über 50-Jährigen in Industrieländern. Denn mit über 4,5 Millionen Erkrankten in Deutschland und 30 Millionen Betroffenen weltweit sei die AMD laut Schraermeyer ein ernstzunehmendes Problem.

Es folgten drei Vertreter des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 21 Millionen Euro geförderten Kompetenzclusters  Ernährungsforschung, die Fragen rund um das Thema gesunde Ernährung in unterschiedlichen Alters- und Lebensphasen beantworteten.

Dr. Christina Holzapfel, Leiterin der Nachwuchsgruppe „Personalisierte Ernährung & eHealth (Pe-Nut)“ am Institut für Ernährungsmedizin, TU München, erläuterte den Einfluss der Sinne auf das Essverhalten von Menschen. „Um satt zu werden, muss man die Magenwand dehnen“, so Holzapfel. Das berühmte „Ess die Hälfte“ sei deshalb nicht sonderlich effektiv. Stattdessen sei es wichtig auf Lebensmittel zu setzen, die bei gleichem Volumen einen geringeren Energiegehalt aufweisen.

Für Privatdozent Dr. Dietmar Krautwurst, Leiter der Sektion II, Chemorezeption & Biosignale am Leibniz-Institut für Lebensmittel-Systembiologie stand der Einfluss von Geruchsrezeptoren auf die Neigung zu gewissen Lebensmitteln im Vordergrund. Dafür analysiert seine Arbeitsgruppe Lebensmittelaromen und erstellt daraus digitale Geruchsfingerabdrücke für zahlreiche Lebensmittel. Besonders spannend findet Krautwurst die Entdeckung von Geruchsrezeptoren der Nase im Immunsystem. Das ermögliche dem Immunsystem die Detektion von Stoffwechselprodukten, um z.B. schnell auf bestimmte Fettsäuren im Blut reagieren zu können.

Dr. Corinna Dawid, Habilitandin am Lehrstuhl für Lebensmittelchemie und molekulare Sensorik der TU München schloss mit ihrem Vortrag den Kreis. Es sei nämlich möglich anhand der Geschmacks- und Geruchsprofile von Lebensmitteln Rückschlüsse auf die dafür verantwortlichen Moleküle zu ziehen und damit den Geschmack dieser zu beeinflussen. Zum Abschluss wagte Dawid einen Blick in die Glaskugel: „Ich könnte mir vorstellen, dass es in Zukunft eine Art personalisierte Ernährung gibt. Man sendet einen Bluttropfen an einen Lebensmittelanbieter und erhält eine Auswahl an Lebensmitteln, die sich an den Vorlieben und dem Gesundheitsstatus der Person orientieren“.